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Lesung

Lesung und Gespräch über den Schriftsteller Werner Lindemann

Lesung und Gespräch über den Schriftsteller Werner Lindemann
mit Gitta Lindemann und Carsten Gansel

Was

Lesung

Wann

03.09.2021 / 18:00 Uhr

Wo

Haus des Gastes in der Galerie des Kunstvereins
Haus des Gastes
Strelitzer Straße 42
17258 Feldberger Seenlandschaft

Nach mehr als drei Jahrzehnten wurde ich durch einen Artikel unter dem Titel „Die Lindemanns – eine besondere Vater-Sohn-Beziehung“ im Nordkurier wieder an ihn erinnert, an Werner Lindemann, den Lyriker und Poeten, der vor allem uns Mecklenburgern mit seinen Gedichten  „Ein Nest, versteckt auf dichten Zweigen“...,  “Fledermausstunde“…, und durch seine Geschichten u.a.  “ die Roggenmuhme“ oder vom Drispether Bauernhof unvergeßlich bleibt. Vom Kinderbuchverlag in der DDR publiziert und meist wunderschön illustriert. Wir kennen ihn aus den Schulbüchern oder sogar ihn selbst, den Dichter, der zu uns in die Klassen kam und uns durch seine Gedichte Heimat und Natur nahebrachte. 
Es war in den achtziger Jahren, als Werner Lindemann sich an meinen Buchverlag mit einem Manuskript wandte, das nicht in die Sparte „Kinderliteratur“ paßte. Kurz vor der Wende erschien dann das Buch „Mike Oldfield im Schaukelstuhl. Notizen eines Vaters“ und sorgte überraschend für viel Furore.
Sein lesegewohntes Publikum hörte aufmerksam seiner  Vater-Sohn-Geschichte zu, und geeicht auf literarische Subtexte, erspürten sie eine Konfliktsituation, die sie über Subjektive hinaus verstanden und teilten,  weil sie Ausdruck eines allgemeinen politischen Unbehagens war. Der von der Elterngeneration aufgebaute DDR-Staat war trotz aller Desillusionierung für ihre Kinder nicht mehr hinnehmbar.
Unvergeßlich bleiben mir die intensiven Gespräche bei seinen Lesungen. Es lag Sprengstoff in der Luft.
 
17 Jahre nach seinem Tod –Werner Lindemann starb mit 66 Jahren – hat der Okapi-Verlag aus dem Nachlass von Werner Lindemann seinen Lebensbericht „Beichte“ ediert. Ein fein gemachtes Buch, mit einem Inhalt, der es wert ist, bewahrt zu werden, so würde es sein Herausgeber Carsten Gansel formulieren.
Es sind Aufzeichnungen aus dem Nachlass aus den Jahren 1945 bis 1949, die seine Witwe Gitta Lindemann zur Verfügung gestellt hat, in der er die Heimkehr aus dem Krieg, als Neunzehnjähriger, schildert, seinen Werdegang als Schweißer, Landvermesser, Student der Biologie bis zu dem Zwanzigjährigen, der seine ersten Gedichte schreibt.
Die Rezensentin Astrid Kloock spricht von einer Metamorphose vom „Stahlhelmträger zum Verseschreiber“. An diesen Geschichten, direkt und drastisch und mit starken Bildern erzählt, wie er zu dem wurde, was er war, wird  verständlich, warum er ein Befürworter der DDR war: Es waren vor allem die Bildungs- und Aufstiegschancen die vielen seiner Generation aufgrund ihrer Herkunft sonst verschlossen geblieben wären. Ihre Lebenskurve ist mit der DDR , wie es der Jenaer Historiker Gerd Dietrich formuliert „ mit ihrem Aufbau, ihrem Abstieg, ihrer Stabilisierung, Etablierung und ihrem Niedergang“ eng verbunden.
Das Buch „Beichte“ von Werner Lindemann inspiriert zum Nachdenken über unsere Eltern und Großeltern, die zwei gesellschaftliche Umbrüche erlebt und durchgemacht haben..
Gitta Lindemann, Journalistin und einst Moderatorin der Literatursendung vom NDR, und Carsten Gansel, Literaturprofessor und Herausgeber „Literarischer Entdeckungen“  werden im Wechsel von Lesung und Gespräch mehr über Werner Lindemann und sein Leben im Wechsel der Zeiten und im Drispether Bauernhaus und der dortigen Künstlerkolonie mitteilen.
 

Zu den Personen:
 
Werner Lindemann:  (1926-1993), renommierter Kinderbuchautor in der DDR, vor allem bekannt durch seine Lyrik, ab den 80er Jahren Prosa, u.a. „Aus dem Drispether Bauernhaus (1081), „Die Roggenmuhme (1980), 1988 „Mike Oldfield im Schaukelstuhl. Notizen eines Vater“
 
Gitta Lindemann: Journalistin und Autorin, seit 19… mit Werner Lindemann verheiratet, 1962- 1969 Redakteurin bei Radio DDR, Ab 1969 im Rundfunkstudio Neubrandenburg, später Schwerin. Von 1992-2002 Kulturchefin beim NDR 1, Radio MV, moderierte u.a. das NDR Literaturcafé u.a. im Gespräch mit Marcel Reich-Ranicki.
 
Carsten Gansel: (1955), Prof. für Neuere Deutsche Literatur und Mediendidaktik, Journalist, Autor („Meinst du, die Russen wollen Krieg“) und Herausgeber (u.a. „Durchbruch bei Stalingrad“,  H. Gerlach, 2016;  „Wir selbst“ v. G. Sawatzky über das Schicksal der Wolgadeutschen, betreut die neue Fallada-Edition „Kleiner Mann – was nun?, Vorsitzender der Jury zur Verleihung des Uwe-Johnson-Literaturpreises.
 
Zur Veranstaltung:
 
Gitta Lindemann und der Herausgeber Carsten Gansel stellen den Lebensbericht des renommierten DDR-Schriftstellers Werner Lindemann „Beichte“ vor. Es sind Aufzeichnungen aus den Jahren 1945 bis 1949, die seine Witwe im Nachlass fand und in der Reihe „Literarische Entdeckungen“ des Okapi Verlages ediert wurden.
Es geht um die Heimkehr des neunzehnjährigen „Stahlhelmträgers“ aus dem Krieg, seinen Werdegang als Schweißer, Landvermesser, Student der Biologie bis zu dem Zwanzigjährigen, der seine ersten Gedichte schreibt. Es geht um die Bildungs und Aufstiegschancen seiner Generation in den Aufbaujahren der DDR.
„Die Beichte“ nicht nur ein fein gemachtes Buch, sondern eins mit einem Inhalt, der es wert ist, bewahrt zu werden. Es inspiriert zum Nachdenken über unsere Eltern und Großeltern, die zwei gesellschaftliche Umbrüche erlebt und durchgemacht haben..
 
Gitta Lindemann und Carsten Gansel werden im Wechsel von Lesung und Gespräch über Werner Lindemann, sein Leben im Drispether Bauernhaus und der dortigen Künstlerkolonie Auskunft geben.